Vom Wert der Kleidung – die etwas andere Literatur-Ausstellung im Bomann-Museum

Vom Wert der Kleidung – die etwas andere Literatur-Ausstellung im Bomann-Museum
Allgemein

Spannendes durchs Schlüsselloch, so könnte man das bezeichnen, was das Bomann-Museum in Celle da auf die Beine gestellt hat und das entgegen mancher Zweifel ein spannendes Highlight geworden ist.

Die Ausstellung „Vom Wert der Kleidung. Textilien aus dem Nachlass von Arno und Alice Schmidt“, die in Zusammenarbeit mit der Arno Schmidt Stiftung entstanden ist, wandelt anhand von 1.000 Objekten aus sechs Jahrzehnten entlang der verschiedenen Lebensetappen des Literatenpaares, das in Bargfeld den gemeinsamen Lebensabend verbrachte.

Der Schriftsteller Arno Schmidt (1914-1979) lebte von 1958 bis zu seinem Tode mit seiner Frau Alice (1916–1983) in dem kleinen Heidedorf, in dem die Arno Schmidt-Stiftung den Nachlaß samt Haus und Garten betreut.

Meinten Skeptiker, es mag vielleicht zu intim sein, dem großen Wortschöpfer dieser Region unter den Wintermantel, ja gar auf die Leibwäsche zu schauen, so ist es diese unmittelbare Nähe, die gelungene Gegenüberstellung von Original-Objekt und Foto-Dokumentation, die dieses Ausstellung so greifbar macht. Besonders eindrucksvoll sind die sorgsam aufbereiteten Textzitate, die direkt oder poetisch „verkleidet“ eben diese Alltagskleidung in literarischer Form spiegeln oder rätselhaft verhüllt auftauchen lassen.

Auch als Zeitzeugnisse von Flüchtlingen sind die ausgestellten Kleidungsstücke interessant: geflickt und umgearbeitet, verfremdet und zweitverwertet veranschaulichen die Objekte auch das Verhältnis des Trägers zum Kleidungsstück – ein Aspekt, der in unseren Tagen der Massenproduktionen und Wegwerfgesellschaft bis hin zum Trend zur Wiederverwertung spannende Denkanstöße bietet.

 

Gelungen führt die Ausstellungskonzeption – kuratiert von Susanne Fischer, Hilke Langhammer und Friedrich Forssman – mittels ansprechender und gliedernder Pfeilerkonstruktion, praktischer Objekt-Tafeln sowie ästhetischer Lichtführung entlang einzelner biografischer Stationen samt dazu passendem Kleidungsstück. Eine mal etwas andere Art der Literaturerfassung – irgendwie stofflicher, haptischer und doch dem Text ganz nah: … „grüne Lederjacke, braune Hose, Stock unterm Arm …“ (Zettel’s Traum, Roman 1970).

Die Ausstellung ist zu sehen bis 7. Juni 2022 im Bomann-Museum Celle, Schlossplatz 7. Dienstag-Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr. Telefon: (0 51 41) 12 45 55 / 12 45 56. www.bomann-museum.de